Tischtennis fotografieren.
Schon öfters wurde ich gefragt: Was für Equipment braucht man eigentlich, um Tischtennis zu fotografieren? Die Antwort ist einfach und dann doch wieder nicht ganz so einfach zugleich. Ich versuche mich dem Thema „Tischtennis fotografieren“ mal etwas anzunähern…
Wer war schon einmal bei einem Tischtennis-Großevent? Dem ist vielleicht aufgefallen, dass Fotografen meistens Kameras mit ziemlich großen Objektiven haben. Dafür gibt es in der Regel zwei Gründe: Es wird eine hohe Brennweite („Zoom“) oder eine hohe Lichtstärke benötigt. Der Zoom spielt im Tischtennis auch eine Rolle, wenn auch nicht so eine große wie im Fussball etwa, wo die Fotografen teilweise 30+ Meter vom Spielgeschehen entfernt sitzen. Der Knackpunkt im Tischtennis sind die schnellen Bewegungen. Wer keinen verschwommenen Arm und einen bananenlangen Ball auf seinem Bild haben will, muss mit einer minimalen Verschlusszeit fotografieren und die Bewegungen gewissermaßen einfrieren.
Für kurze Verschlusszeiten benötigt man gutes Licht – leider gibt es das nur selten in Tischtennis-Hallen, vor allem nicht in den Spiellokalen, wo die meisten Amateure aufschlagen. Wenig Licht könnte man mit einem Blitz kompensieren – aber ja, im Tischtennis ist das natürlich ein Absolutes No-Go. Die Lösung sind lichtstarken Objektive, die nicht nur groß sein können, sondern leider auch ziemlich teuer.
Natürlich hängt alles auch immer etwas davon ab, welchen Anspruch ihr selbst an die Fotos habt. Auch mit einem Smartphone oder einer kleinen Kompaktkamera können schöne Erinnerungen festgehalten werden – keine Frage. Sowieso ist das Motiv das Wichtigste – auch mit einer guten Kamera kann man richtig schlechte Bilder machen. Wer allerdings Tischtennisbilder mit einem professionellen Anspruch machen will, der sollte auf Faktoren wie Sensorgröße, Autofokus und Wahl der Objektive achten. Ich habe mir gedacht, ich fasse meine Gedanken, Tipps und Tricks einfach mal in einigen Punkten zusammen. Für Fotografen mit Vorkenntnissen werden einige Infos nichts Neues sein, aber ich habe es mal so formuliert, dass es für möglichst viele Leser/innen verständlich ist.
Welche Kamera?
Ok, wo fange ich an: Wichtig ist zunächst der Sensor der Kamera, je größer, desto lichtstärker. APS-C oder den noch größeren und besseren, aber auch teureren Vollformatsensor, empfehle ich. Im APS-C Sektor ist das Angebot der verschiedenen Anbieter Sony, Canon, Fuji & Co. sehr groß und man bekommt vermutlich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer ein paar Euro mehr hat, sollte zu Vollformatkameras greifen – aber Achtung: Auch die Objektive sind deutlich teurer. Informieren solltet ihr euch auch über die Qualität des Autofokus, die in der Sportfotografie eine wichtige Rolle spielt. Auch wenn alle Hersteller mittlerweile richtig gute AF-Arbeit leisten, haben wohl die Canon- und Sony-Modelle immer noch leicht die Nase vorne. Weiter unten habe ich aber noch meine Setup-Empfehlungen für euch gestaffelt nach Preisen.
Welche Objektive?
Lichtstärke ist hier Trumpf, die bei Objektiven in Blendenstufen gemessen wird. Je niedriger die Blende, desto besser. Ein Objektiv mit der Blende f1.8 ist also immer besser als eines mit Blende f4 oder f5.6. Fürs Tischtennis sollte es nicht weniger als f2.8 sein – insbesondere bei dem lichtschwächeren APS-C-Sensor.
Die besseren Standardzoom-Objektive (APS-C: 18-55mm; Vollformat: 24-70mm) haben meistens f2.8 – kosten aber auch ihren Preis. Ich empfehle Festbrennweiten. Der Vorteil: Lichstärker (oft Blende f1.8), günstiger und bessere Bildqualität. Der Nachteil: Man kann nicht zoomen und muss im Zweifel das Objektiv wechseln.
Aber nicht nur die Lichtstärke, sondern auch die Brennweite spielt eine Rolle: Der Klassiker ist das 70-200mm f2.8 Telezoom, das es von verschiedenen Herstellern gibt. Da ist man aber schnell einen vierstelligen Eurobetrag los. Und in einer normalen Tischtennishalle wird man auch nicht unbedingt 200mm Brennweite benötigen. Ein Standardzoom lohnt sich immer, dazu vielleicht eine Festbrennweite mit einer höheren Brennweite wie 85mm oder 105mm – das wäre mein Weg.
Welche Kameraeinstellung?
So ganz pauschal kann man es nicht sagen, da die Lichtbedingungen in jeder Halle anders sind und da auch die Kameras unterschiedliche Stärken und Schwächen haben. Drei Faktoren spielen eine wichtige Rolle: Die Verschlusszeit, die Blende und der ISO-Wert (Lichtempfindlichkeit des Sensors). Verschlusszeit zum „Einfrieren“ ist beim Tischtennis mindestens 1/500 zu empfehlen, besser 1/640 oder mehr. Die Blende solltet ihr nicht höher als f2.8 stellen – eine niedrigere Blende bringt mehr Licht, aber erhöht auch die Gefahr, dass der Autofokus nicht richtig scharf stellt. Denn je niedriger die Blende, desto kleiner ist der Bereich, der scharf ist. Den ISO-Wert lasse ich immer auf automatisch, achte aber darauf, dass der Wert nicht höher als 6400 ist – bzw. begrenze die Automatik auf maximal ISO 6400. Wenn das Bild dann immer noch zu dunkel ist, muss man an den drei Faktoren weiter drehen – längere Verschlusszeit, niedrigere Blende oder doch höheres ISO? Es ist ein ständiges Hin- und Her.
Welche Motive?
Diese Frage ist wahrscheinlich noch wichtiger als die Frage nach dem richtigen Equipment. Erst mal ist es sinnvoll zu überlegen, welches Motiv man überhaupt haben möchte: Ein Close-Up vom Vorhand-Topspin? Jubel, Frust und sonstige Emotionen? Eine Totale von der Halle? Wahrscheinlich ist es von jedem etwas und ich finde, das ist schon so etwas wie der Kernpunkt: die Abwechslung. Es lohnt sich, mal einen Schritt zurückzugehen, oder mal aus der Froschperspektive zu fotografieren. Mal eine schöne Nahaufnahme zu machen und vielleicht auch etwas mehr mit Weitwinkel zu fotografieren. Es ist nicht immer einfach, aber ich versuche mir da immer ein paar Gedanken zu machen und manchmal gelingen die Fotos und manchmal sind sie ehrlicherweise auch ziemlicher Schrott.
Was tun, wenn ich nicht so eine gute Kamera habe?
Also ein Tipp von mir ist, Spieler/innen beim Aufschlag zu fotografieren. Da sind die Bewegungen noch nicht so schnell und es suggeriert dem Betrachter dennoch, dass es eine Szene mitten im Spiel ist. Auch Emotionen lassen sich gut mit längeren Verschlusszeiten fotografieren und selbst ein Foto von einer Coaching-Situation kann richtig cool sein.
Was kann ich in der Nachbearbeitung noch machen?
Die Antwort ist: Einiges. Der Marktguru Adobe bietet mit Photoshop bzw. Lightroom z.B. ein absolutes Monster an Software an, dass mittlerweile sogar KI einsetzt. Man kann Bildrauschen (das Bild sieht grieselig aus) entfernen, wenn z.B. der ISO-Wert sehr hoch war. Man kann die Fotos nachbelichten, Farben ändern, Filter über die Fotos legen, zuschneiden und vieles mehr. Solche Programme kosten aber auch ordentlich Geld und am Ende kann man aus einem schlechten Foto auch kein Gutes zaubern…
Kaufe gebraucht!
Das wäre meine Empfehlung, wenn man sich neues Equipment kauft und etwas aufs Budget achten muss. Objektive haben ohnehin eine lange Lebensdauer und selbst die Kamerabodies sind sehr robust. Ich habe schon sehr viel gebraucht gekauft und noch nie ist mir etwas kaputt gegangen. Auch die folgenden Kauftipps beziehen sich alle auf Gebrauchtpreise. Gebraucht heißt aber nicht immer Kleinanzeigen. Die großen Fotoshops oder Plattformen wie MPB bieten viel Second Hand-Ware an und dann auch immer noch mit einer Gewährleistung. Als kleiner Disclaimer: Ich fotografiere mit Leica & Panasonic-Vollformatkameras – hatte in der Vergangenheit aber auch schon Modelle von Sony, Fuji & Canon.
Setup bis 500 Euro
Klar ist, hier muss man einfach Abstriche machen. Ich persönlich liebe Festbrennweiten, weil sie einfach die besten Bilder für das wenigste Geld machen. Dass ich mir mehr Gedanken ums Bild machen muss, gefällt mir eigentlich ganz gut.
Als Kamera-Body würde ich glaube ich mit der Sony Alpha 6300 gehen. Klein, kompakt, APS-C-Sensor – dazu auch gute Videofunktionen, wenn man das auch möchte. Mit den f2.8 Standardzooms würde man das Budget sprengen, deswegen empfehle ich die Festbrennweiten von Sigma, z.B. das Sigma 30mm F 1.4 DC DN oder die 56mm-Variante, wenn man etwas mehr Vergrößerung haben möchte.
Setup bis 1.000 Euro
Hier öffnet sich das Feld schon, aber ich würde dennoch bei APS-C bleiben. Als Kamerabody empfehle ich weiterhin die Sony Alpha 6xxx-Reihe und auch Fujifilm hat richtig gute Knipsen, z.B. in diesem Bereich die XT-2 oder XT-20 oder, wenn man ein gutes Angebot findet sogar die XT-3. Als Objektiv würde ich ein Standardzoom F2.8 von Sigma, Tamron oder Sony nehmen und eine Festbrennweite vom Punkt zuvor. Kleiner Tipp: Der Dritthersteller Viltrox bietet für Fuji und Sony auch gute und vor allem preiswerte Objektive an. Hier sollte man sich davor aber auf jedenfall Reviews im Internet durchlesen, bzw. bei YouTube anschauen.
Setup bis 2.000 Euro
Mit 2.000 Euro kann man schon richtig was machen. Empfehlen würde ich auf jeden Fall Vollformat und als Bodies würde ich zum Fotografieren in dieser Reihenfolge die Sony A7iii, die Panasonic S5 oder die Canon Eos R empfehlen, wobei ich letztere nie benutzt habe. Für die Modelle zahlt man gebraucht zwischen 700 und 1.000 Euro und hat dann noch genug Luft für Objektive. Autofokus ist bei allen Modellen sehr gut, vielleicht hat die S5 leichte Nachteile. Beim Autofokus spielen natürlich auch die Objektive eine Rolle.
Objektive auf jeden Fall wieder ein Standardzoom F2.8, das mit ca. 600 Euro ins Gewicht fallen wird. Und dann kann man sich überlegen, ob man ein gebrauchtes 70-200mm findet für ca. 500 Euro (vor allem bei Canon gibt es da ein großes Angebot) oder eine Festbrennweite nimmt, z.B. 85mm, 105mm oder sogar 135mm.
Fazit
Meine Empfehlung, und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal sagen, sind natürlich sehr subjektiv. Es ist ein unfassbarer großer Markt und die Interessen und Vorlieben sind sehr unterschiedlich. Ich empfehle jedem, sich im Internet noch einmal vor dem Kauf zu informieren. Dort gibt es massenweise Vergleiche der Kameras und Objektive und auch, ob ältere Modelle heute noch sinnvoll sind zu kaufen. Manchmal gibt es auch richtig gute Angebot oder Cashback-Aktionen und es lohnt sich vielleicht sogar, neu zu kaufen. Zum Thema Tischtennis und Videos werde ich auch noch eine Beitrag schreiben. Für viele wird sicher beides relevant sein (wie für mich auch schon seit jeher) und damit auch die Kaufentscheidung sehr beeinflussen.
Vielleicht habt ihr auch noch Empfehlungen oder Erfahrungen oder Fragen – dann schreibt es doch einfach in die Kommentare.